Von: Dr. Rolf D. Baldus
Deutschlands Jägerinnen und Jäger können stolz sein. Warum?
Weil die Grünen im Bundestag uns zu einem Lieblingsgegner auserkoren haben und so auch behandeln. Und warum stolz darauf?
Nun, es wäre doch wirklich peinlich, wenn wir zu deren Freunden gezählt würden. Schließlich sind die grünen „Abgeordnet*innen“ gerade mit allen Kräften bemüht, unser Land gemäß dem „woken“ Kopfnebel der sie tragenden und wählenden Minorität gesellschaftlich von den Füßen auf den Kopf zu stellen. Gleichermaßen tun sie alles dafür, Deutschland zu deindustrialisieren, die landwirtschaftliche Produktion herunterzufahren und Land- und Waldeigentümer auf dem Verordnungsweg partiell zu enteignen. In der größten Energiekrise der Bundesrepublik werden die weltbesten Kohlemeiler, die sichersten Atomkraftwerke
abgeschaltet und Fracking verboten, gleichzeitig aber doppelbödig Strom aus genau diesen Energieträgern bezogen, wenn auch aus dem Ausland und aus schlechteren Kraftwerken.
In der Rangliste attraktiver Wirtschaftsorte ist Deutschland entsprechend gerade auf einen der letzten Plätze abgerutscht. Oder wollen wir an die grüne Migrationspolitik denken, die die AfD stark gemacht hat? Nee, da will ich lieber zu den Gegnern als zu den Freunden gezählt werden, auch wenn es jagdlich schon jetzt weh tut und noch schlimmer kommen wird.
Die Jägerschaft, obgleich sehr heterogen, zählt wahrscheinlich zu den sozialen Milieus, aus denen die Grünen die wenigsten Wählerstimmen bekommen haben. Das wissen die natürlich. Die Wahlen führten zu einer von den meisten Jägern nicht gewünschten, da überwiegend jagdfeindlichen Koalition in Berlin, und jetzt folgt das grüne Strafgericht. „Vae victis“ oder „Wehe den Besiegten“ hieß es schon bei den ollen Römern, als die keltischen Barbaren im vierten Jahrhundert v.Chr. plündernd vor den Toren Roms standen.
Auch uns soll es jetzt an den Kragen gehen:
- eine Jagdrechtsform, die unser bewährtes Jagdsystem zerschlägt und auf die tierschutzwidrige Liquidation des verbeißenden Schalenwildes ausgerichtet ist;
- sinnlose Änderungen der Waffengesetzgebung mit dem Ziel, strafrechtlich unauffälligen Legalwaffenbesitzern so viele Waffen wie möglich abzunehmen;
- Verbote der Auslandsjagd und wenn das nicht geht, zumindest Verbote bei der Trophäeneinfuhr;
- die Liste mit den Verboten ist beliebig zu verlängern.
Diese und andere Grausamkeiten stehen uns ins Haus, es sei denn jemand fällt den grünen Entscheidungsträgern in den Arm. Nach der Lage der Dinge kann das nur der kleinste Koalitionspartner FDP sein, denn die SPD-Denke in Sachen Jagd und legaler Waffenbesitz ist auf großen Strecken von der der Grünen nicht weit entfernt.
Einen besonderen Coup gegen die Jagd und ein super Beispiel für grüne Symbolpolitik haben sich Minister Özdemir und Ministerin Lemke ausgedacht.
Ende November, also fristlos, kündigte der in der Bundesregierung zuständige Landwirtschaftsminister die seit 34 Jahren bestehende deutsche Staatsmitgliedschaft im „Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd“ (CIC) zum Ende des Jahres. Die nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung zwingend vorgeschriebene Ressortabstimmung fand nicht statt. Ein Gespräch mit dem CIC wurde abgelehnt.
Es passt zur Cancel Culture, inzwischen Kernstück grüner DNA, dass der CIC sinnbildlich für alles, was zur verhassten Jagd gehört, abgestraft wird. „Nieder mit den alten weißen Männern, die noch in der Kolonialzeit gefangen sind“, heißt der Schlachtruf. Dabei wird umgekehrt ein Schuh daraus. Der CIC sagt: „Lasst Afrika sprechen und hört denen zu.“ Wer im reichen Deutschland armen Afrikanern die Jagd verbieten will, der ist ein Kolonialist!
Der CIC ist eine politisch unabhängige, zwischenstaatliche Organisation, die in über 80 Ländern Mitglieder hat. Es gibt auch 27 Länder, die Staatsmitglieder sind. Weitere treten gerade bei, darunter auch ein afrikanisches. Wer dabei ist, hat Einfluss auf die Organisation und auf künftige Regelungen im Jagdbereich. Ziel des CIC ist der weltweite Einsatz für den Erhalt der freilebenden Wildtiere und ihrer Lebensräume. Ebenso tritt der Rat ein für nachhaltige Jagd als Teil einer umfassenden Naturschutzstrategie auf der Grundlage der Konvention über biologische Vielfalt.
Leitbild des CIC ist eine Welt, in der Wildtiere als globales Erbe zum Wohle der Natur und der Menschheit geschätzt und geschützt werden.
Die deutschen Mitglieder des CIC sind zudem in einem gemeinnützigen Verein organisiert und engagieren sich zum Beispiel für das stark bedrohte Niederwild. Vertreter des Landwirtschaftsministeriums nahmen die deutschen Interessen im CIC wahr. 1988 war Deutschland Staatsmitglied geworden und bisher war das der Bundesrepublik im Jahr knapp 30.000 Euro wert. Einen solchen Mitgliedsbeitrag wolle man aber nicht mehr zahlen, teilte Staatssekretärin Silvia Bender (Bündnis90/Die Grünen) aus dem Landwirtschaftsministerium dem CIC am 25. November mit.
Klar, kann man durchaus verstehen. Angesichts der vielen Millionen, die jedes Jahr aus dem Staatssäckel, meist getarnt als Zuschüsse zu irgendwelchen Projekten, an die verschiedenen Umweltverbände und Tieraktivistenvereine gezahlt werden, wird in Berlin jeder Euro gebraucht.
Dass das angesichts der riesigen Zuschüsse an die eigene NGO-Klientel lächerliche Argument, man müsse ein paar Euro Staatsknete einsparen, nur vorgeschoben war, wurde aber schon fünf Tage später deutlich. Auf eine Anfrage des Abgeordneten Hans-Jürgen Thies von der CDU antwortete die Parlamentarische Staatssekretärin, Frau Dr. Manuela Rottmann (Bündnis 90/Die Grünen) und ließ die Katze aus dem Sack:
- Ein Trophäen Bewertungssystem (CIC-Punkte) stelle nach wie vor ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit des CIC dar und an der Trophäenjagd werde „breite gesellschaftliche Kritik“ geübt.
- Die „Bejagung von zum großen Teil geschützten Arten“ widerspreche der grundsätzlichen politischen Ausrichtung der Bundesregierung und
- schließlich habe sich der CIC wiederholt öffentlich gegen Importverbote für Trophäen gewandt und diesbezüglich auch „Kritik an europäischen Partnern“ wie den Briten geäußert.
Diese drei Begründungen sind wenig stichhaltig.
- Das CIC-Bewertungssystem ist inzwischen fast hundert Jahre alt und spielt beim CIC nur noch eine untergeordnete Rolle als Teil eines Monitoringsystems für Wildtiere. Im Übrigen werden die CIC-Punkte in vielen Ländern zur Abrechnung bei Jagdgästen verwendet. Das schließt übrigens staatliche Jagdbetriebe und Forstämter in Deutschland ein. Der CIC ist kein Verein zur Förderung der „Trophäenjagd“.
- Jagd auf geschützte Arten: Die meisten Wildarten in Afrika beispielsweise sind in irgendeiner Weise geschützt, dürfen und sollen aber nachhaltig bejagt werden, wenn dies dem Erhalt dieser Tiere dient. Das sieht sowohl CITES als dem Sinne nach auch die Biodiversitätskonvention vor. Bei beiden ist Deutschland Mitglied. Und wenn es stimmt, dass Deutschland eine solche Bejagung ablehnt, dann sollte die Bundesregierung konsequenterweise aus beiden Konventionen ebenfalls austreten.
- Und was die Importverbote für Trophäen angeht, so stand diese Forderung im grünen Wahlprogramm drin, während der CIC sie aufgrund faktenbasierter Argumente für kontraproduktiv hält. Die Verhandler der grünen Partei hatten klammheimlich und tricky in den Entwurf des Koalitionsvertrags geschrieben, dass Deutschland solche Importe verbieten wird. „Nicht mit uns“, hatte aber die FDP gesagt und das Verbot aus dem Vertrag geschmissen. Die Grünen vermuten, ob zu Recht oder zu Unrecht, dass jemand vom CIC der FDP seinerzeit einen Hinweis auf das in irgendeinem Nebensatz versteckte Verbot gegeben haben könnte. Vielleicht gab es dann einen Bibelfesten im Parteivorstand, dem dabei Moses 32:35 einfiel …
Inzwischen haben Friedrich Merz, Alexander Dobrindt und Fraktion sich zur deutschen Mitgliedschaft bekannt und im Bundestag 19 Fragen zum Austritt gestellt. Die CSU will den bayerischen Landtag beschließen lassen, dass die Staatsregierung sich auf Bundesebene für einen umgehenden Wiedereintritt einsetzt. Und MdB Karlheinz Busen hat sich verärgert gezeigt und namens der FDP erklärt, dass die Positionierung der Grünen im Kabinett ideologisch sei und sich nicht mit jener der Freien Demokraten deckt: „Deshalb kann es sich hierbei keinesfalls um eine Haltung der gesamten Bundesregierung handeln.“
Erstaunlich, wieviel Theaterdonner die Jagd und der Internationale Jagdrat in Berlin ausgelöst haben! Danke Herr Özdemir, für diese PR hätte der CIC eine Menge teurer Zeitungsanzeigen schalten müssen. Wird sich dadurch etwas ändern? Wird Deutschland wieder in den CIC eintreten? Schwer zu sagen. Die FDP kann auf Kabinettsabstimmung bestehen. Wegen der Jagd wird die Koalition in Berlin jedoch sicher nicht auseinanderbrechen. Allerdings haben die Grünen auch immer wieder gezeigt, dass sie falsche oder überholte Positionen aufgeben können. Das war so bei ihrem Verhältnis zur Waffenausfuhr, zu Kriegseinsätzen, zu Lützerath oder – um ein älteres Beispiel zu bemühen
– bei der Pädophilie.
Warten wir also ab. Als Mitglied im CIC ist es mir persönlich im Grunde wurscht, ob Deutschland wieder CIC-Mitglied wird, solange die Grünen die Power haben. Ideologen sind unbelehrbar.
Ein fruchtbares inhaltliches Ringen um eine Naturschutzpolitik, die bei uns oder in Afrika dem Wild, seinen Lebensräumen und gleichzeitig auch den Menschen nützt, ist deshalb mit ihnen nicht möglich. Tierschutzfundamentalisten lassen lieber bedrohte Wildtiere aussterben als ideologische Positionen aufzugeben. Schon vor Eintritt in die Bundesregierung wurde uns von grüner Seite signalisiert, dass man manche unserer Ansichten zum Potential nachhaltiger Nutzung des Wildes durchaus nachvollziehen kann, eine Akzeptanz aber nicht möglich ist.
Denn das würde die Partei in Gegensatz zur Klientel setzen. Na gut, jetzt sind wenigstens die Fronten klar! Lotta continua!
Dieser Artikel erschien zuerst auf www.jagdzeit.de. Mit freundlicher Genehmigung.
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